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Ausgangslage

    Derzeitige Klimasituation in der Region

    In der Region Waldviertler Kernland herrscht ein kontinental geprägtes Hochflächenklima mit einer kurzen Vegetationsperiode, einer hohen Frosthäufigkeit und kühlen Sommernächten. Aufgrund der gedämpften Temperaturen sind die jährlichen Niederschlagsummen niedrig, gleichzeitig begünstigen die hohen, waldreichen Lagen von fast 1000 m Seehöhe das Auftreten von sommerlichen Gewittern und Hagel. Der Winter ist gekennzeichnet durch Schnee und Sonnenschein.

    Lufttemperatur: Die durchschnittliche Lufttemperatur liegt bei 6° bis 7° C. In den letzten 15 Jahren ist allerdings ein deutlicher Anstieg der durchschnittlichen Temperatur festzustellen. Dies wird bei der Interpolierung der Durchschnittstemperatur (dunkelblaue Linie) besonders deutlich. Aber auch der konstante Anstieg der Temperatur in den Sommermonaten wird in der Grafik deutlich.

    Niederschlag: Der durchschnittliche Jahresniederschlag in der Region liegt bei 700 mm, wobei das Niederschlagsmaximum bis jetzt im Sommer fällt. Wie die nachstehende Grafik zeigt, kam es in den letzten 15 Jahren zu größeren Schwankungen bei der Niederschlagsmenge. So waren die Jahre 2003, 2011 und 2015 mit nur 550 mm Niederschlag für die Region sehr trocken, was vor allem aus den niedrigen Sommerniederschlägen resultierte. Dem gegenüber hat es in den Jahren 2002, 2005 und 2009 besonders in den Sommermonaten sehr viel Niederschlag gegeben.

    Aus diesen Daten lässt sich kein Rückgang des Niederschlags feststellen. Eine Veränderung in der Intensität und den Schwankungen in den vergangenen 15 Jahren ist allerdings deutlich erkennbar.

    Beginn der Vegetationsperiode: Die Vegetationsperiode im Frühling beginnt in der Region im Mittel um den 30. März. Das Mittel von 1989 bis 2016 ergibt den 28. März als Beginn der Vegetationsperiode (orange Linie). Im Vergleich dazu begann von 1961 bis 1988 im Durchschnitt die Vegetationsperiode um 10 Tage später, um den 8. April (blaue Linie).

    Ein Vergleich mit dem gesamten Waldviertel, wo das Mittel der Vegetationsperiode von 1989 bis 2016 am 22. März, also durchschnittlich 5 Tage früher, begann oder mit dem Donauraum, wo diese bereits am 5. März, demnach 13 Tage früher, begann, zeigt die Benachteiligung der Region aufgrund der klimatischen Bedingungen. Neben der kurzen Vegetationsperiode stellt im Besonderen die große Gefahr von Spätfrösten eine weitere Herausforderung dar.

    Die Vegetationsperiode beginnt dann, wenn an mindestens sechs aufeinanderfolgenden Tagen die Tagesmitteltemperatur mehr als 5,0°C erreicht und hält so lange an, bis an mindestens sechs aufeinanderfolgenden Tagen die Tagesmitteltemperatur unter 5,0°C liegt. Angegeben wird die mittlere Länge der Vegetationsperiode.

    Diese Darstellungen zeigen, dass es seit den 80er Jahren zu einer deutlichen Zunahme der Temperaturen und damit verbundenen zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode gekommen ist, bei gleichbleibenden Niederschlägen.

    Die oben angeführten Daten wurden von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für die Region Waldviertler Kernland bzw. das Waldviertel ermittelt und der Region zur Verfügung gestellt.

    Zu erwartende Entwicklung der Region

    Die Entwicklung der Region hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, die derzeit nur schwer abschätzbar sind. Nachstehend werden die wesentlichsten prognostizierten Entwicklungsbereiche dargestellt.

    Entwicklung der Bevölkerung

    Trotz umfassender Bemühungen unterschiedlicher Organisationen, Initiativen und Institutionen wird ein weiterer Rückgang der Bevölkerung prognostiziert. In nachstehender Karte der Statistik Austria, welche in Kooperation mit der ÖROK-Regionsprognose 2014 erstellt wurde, wird dies deutlich.

    Die angeführte Prognose für den Bezirk Zwettl kann auch auf die Kleinregion übertragen werden. Durch diesen Rückgang der Bevölkerung sind auch Teile der Infrastruktur, wie Schulen, Gesundheitsversorgung, Nahversorgung, usw. stark betroffen und in ihrer weiteren Existenz gefährdet. Eine weitere Auswirkung des Bevölkerungsrückganges ist der Anstieg an leerstehenden Objekten, vor allem in den Dörfern und in den Ortskernen. Die Erhebung der Wohnstruktur in den Hauptorten hat gezeigt, dass in einigen Gemeinden durchschnittlich 25 % der Häuser nur mehr von einer Person über 75 Jahren bewohnt werden. Bis 2050 wird die Anzahl an leerstehenden Objekten daher dramatisch ansteigen.

    Eine weitere Herausforderung in den kommenden Jahren stellt die Alterung der Bevölkerung dar. 2017 liegt der Anteil an über 65jährigen im Bezirk Zwettl bei 20,8 %, in der Region liegt er leicht darüber bei 21,01 % der Gesamtbevölkerung. Bis 2060 wird ein Anstieg auf bis zu 32,4 % an über 65-Jährigen in der Region prognostiziert. Das bedeutet, dass 2060 nahezu jeder 3. Einwohner über 65 ist. Nachstehende Grafik zeigt dies Entwicklung nochmals deutlich.

    Entwicklung der (Land)wirtschaft

    Abbildung wirt. StrukturBei der wirtschaftlichen Entwicklung der Region werden auch weiterhin die Land- und Forstwirtschaft, sowie der Gesundheitstourismus und der Handel dominierend sein. Wie in vielen Region wird auch in der Kleinregion Waldviertler Kernland der Fachkräftemangel zunehmen. Es wird erwartet, dass dieser auch auf den Primären Sektor, der mit 26 % wesentlich für die Region ist, übergreifen wird.

     

    Dies bedeutet im Besonderen für die Forstwirtschaft eine große Herausforderung, da diese trotz der maschinellen Bearbeitungsmöglichkeiten noch zahlreiche manuelle Tätigkeiten erfordert, sowie ein umfangreiches Wissen über waldbauliche Maßnahmen.

    Fast 60 % der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe werden im Nebenerwerb geführt. Dies ist einerseits durch die kleinen Strukturen der Betriebe bedingt (durchschnittliche Betriebsgröße in der Region sind 23 ha), andererseits durch die mäßigen bis unergiebigen Ertragspotenziale.

    Viele dieser Betriebe werden derzeit von der älteren Generation betreut. Sobald diese nicht mehr in der Lage ist den Betrieb weiter zu führen, ist ungewiss, wer diese Flächen zukünftig betreuen wird. Es wird erwartet, dass viele der Flächen, vor allem jene, die schlechte Bonitäten aufweisen, nicht mehr genützt werden und „verwildern“ bzw. der Waldanteil weiter zu nimmt.

    Entwicklung im Tourismus

    Abbildung TourismusentwicklungAnalog zum gesamten Waldviertel wird auch im Waldviertler Kernland mit einer Steigerung im Tourismusbereich gerechnet, wie in den letzten 5 Jahren. Dies begründet sich zum einem mit dem anhaltenden Trend zum Gesundheitstourismus und zum anderen, weil sich derzeit einige den Tourismus fördernde Projekte in der Region entwickeln bzw. in der Umsetzungsphase sind.

     

    Prognostizierte Klimaveränderungen

    Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik konzipierte mit einem Projektteam 2016 Klimaszenarien für das Bundesland Niederösterreich bis in das Jahr 2100. Die wichtigsten prognostizierten Klimaänderungen und ausgewerteten Ergebnisse der Klimawandelmodelle (ein Modell im Sinne von „business as usual“ und ein Modell zum Klimaschutz, wo sich die Emissionen bis 2080 bei der Hälfte des derzeitigen Niveaus einpendeln würden) werden bei der Darstellung der mittleren Lufttemperatur und dem mittleren Jahresniederschlag in Niederösterreich angewandt. Diese dienen zur leichteren Einordnung der Prognosen für das Waldviertler Kernland, welche ebenfalls von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (auf Basis „business as usual“ RCP 8.5) erstellt wurden.

    Laut Prognosen in Bezug auf die mittlere Lufttemperatur ist in ganz Niederösterreich mit einer generellen „signifikanten Zunahme“ zu rechnen (business as usual-Szenario: +1,4°C).

    In der Kleinregion Waldviertler Kernland (WKL) wird mit einem leicht verringerten Anstieg der Lufttemperatur von +1,3°C bis 2050 gerechnet. Die durchschnittliche Lufttemperatur im Frühling wird voraussichtlich von +6,5°C bis 2050 auf +7,8°C ansteigen. Im Sommer wird ein Anstieg der durchschnittlichen Lufttemperatur von ebenfalls 1,3°C prognostiziert.

    Die durch den starken Temperaturanstieg bedingte Verschiebung der Vegetationsperiode weiter in den Frühling hinein setzt sich auch in Zukunft fort. Die Vegetationsperiode wird sich stark verlängern (+11 Tage) und der Beginn wird sich im Mittel vom 5. April auf den 25. März verfrühen. Diese Prognosen eröffnen neue Chancen für die Landwirtschaft und stellen daher einen wichtigen Faktor dar.

     

    Waldviertel-weit und besonders im Waldviertler Kernland stellen aber die Frosttage (Tagesminimumtemperatur unter 0,0°C) im Frühling eine Gefahr für viele Kulturen dar. Es wird zwar eine Reduktion der Frosttage von durchschnittlich 32 Tagen (Referenz) auf 25 Tage (Schwankungsbreite: 27-17 Tage) bis 2050 im Waldviertler Kernland prognostiziert. Durch den früheren Beginn der Vegetationsperiode und die hohe Schwankungsbreite bleibt die Frostgefahr jedoch weiter relevant, da markante Kaltlufteinbrüche auch in Zukunft bis zum Ende des Frühlings nicht zur Gänze ausgeschlossen werden können.

    Die Frosttage werden auch im Winter signifikant abnehmen, zukünftig wird aber immer noch an über 70 von 90 Tagen Frost auftreten. Trotz Rückgang der Kälteepisoden um 6 bis 10 Tage werden diese immer noch auf einem hohen Wert (25 Tage) bleiben. Dies begünstigt den Erhalt der Schneedecke.

    Eine zumindest fünf Tage andauernde durchgängige Episode, in der die Tageshöchsttemperatur unter 0,0°C bleibt. Angegeben wird die Summe aller Tage, die in eine Kälteepisode fallen.

    Dem Gegenüber wird es bis 2050 mit einer signifikanten Wahrscheinlichkeit zu einer Zunahme der Sommertage (Tage über 25° C) sowie zu einem leichten Anstieg der Hitzetage (Tage mit einer Höchsttemperatur von 30° C) kommen. Die Anzahl der Hitzetage bleibt konstant bei 2 bis 5 Tagen pro Sommer-Saison und die Sommertage steigen leicht (um 6 bis 15 Tage) an, bleiben dadurch aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. Tropennächte sind im Waldviertler Kernland keine prognostiziert.

    Eine leichte Zunahme im mittleren Jahresniederschlag ist in Niederösterreich in naher und ferner Zukunft bei beiden Szenarien prognostiziert. Diese ist jedoch erst in ferner Zukunft und nur stellenweise (etwa Waldviertel bis Marchfeld) groß genug für eine signifikante Änderung.

    Es zeigen sich zwar saisonale und regionale Unterschiede, doch ergeben sich nur im Winter der fernen Zukunft in RCP8.5 (business as usual) signifikante Zunahmen von etwa +11 % (siehe Tabelle). Abbildung NiederschlagsmengeAlle anderen Änderungen unterliegen entweder der großen Schwankungsbreite des Niederschlags oder der mangelnden Zuverlässigkeit der Klimamodelle.

     

    Für das Waldviertler Kernland zeigt sich jedoch eine eindeutige Zunahme der Niederschlagsmengen im Frühling. Der Niederschlag ist aber generell mit hohen Schwankungen behaftet, daher lassen sich für diesen im Allgemeinen weniger zuverlässige Aussagen für die Region treffen.

    Durch den Temperaturanstieg steht aber mehr Wasserdampf zur Verfügung, und deshalb kommt es zu häufigeren Extremereignissen mit größeren Niederschlagsmengen, ohne dass es zu einem Anstieg der durchschnittlichen Niederschlagsmenge kommt.

     

    Bei Betrachtung der Trockenepisoden und der Niederschlagsepisoden wird eine statistisch signifikante Änderung, welche von der ZAMG aber als unsicher eingestuft wurde, festgestellt.

    Wie aus den Grafiken ersichtlich ist, wird in fast allen Jahreszeiten mit einer Zunahme der Tage, welche sich in der Trockenperiode befinden, gerechnet, bei gleichzeitiger Abnahme der Tage, welche sich in einer Niederschlagsepisode befinden. Außer im Herbst, wo eine Zunahme der Niederschlagsepisoden prognostiziert wurde.

    Werden die mittlere Niederschlagssummen von Niederschlagstagen betrachtet sowie die durchschnittlich größten Niederschlagssummen eines Tages wird leicht erkennbar, dass die Regenereignisse intensiver werden.

    Auch zeigt dies nochmals deutlich, dass die intensivsten Niederschlagstage im Sommer liegen. Bei Zusammenfassung aller oben angeführten Daten kann in Bezug auf den Niederschlag festgehalten werden:

    • Dass es in naher Zukunft zu keiner Erhöhung der durchschnittlichen Niederschlagsmenge kommt.
    • Dass es zu einem weiteren Temperaturanstieg und dadurch zu einer höheren Verdampfung kommt.
    • Dass ein signifikanter Rückgang der Niederschlagsepisoden prognostiziert wird.
    • Dass sich die durchschnittliche wie maximale tägliche Niederschlagsmenge weiter erhöhen.

    Daher kann mit großer Wahrscheinlichkeit bis 2050 von einer signifikanten Zunahme von Starkregenereignissen in der Region ausgegangen werden. Ebenfalls wird deutlich, dass, außer im Herbst, die Anzahl an Trockenperioden zunehmen wird.